Marketingkampagnen und Linknutten

Die Marketingkampagne
Nehmen wir einmal an, man vertreibe Schmuck, Uhren und Accessoires wie X andere Geschäfte auch. Wie andere x-beliebige Shops auch hätte man auch hier die Möglichkeit, in Online-Shops einzukaufen.
Also habe man einen Online-Shop unter Tausenden.

Nun stelle man sich die Frage, wie wird man Online am schnellsten und billigsten bekannt?
Anzeigekampagnen kosten Geld. Printmedien sind von ihrer Online-Reichweite begrenzt. Onlinewerbung wirkt nur langsam und wäre nur eine von vielen.

Nehmen wir auch mal an, man hätte erst kürzlich von einer Aufkleberaktion für Blogger gehört. Da gab es viel Aufregung. Viele Blogs haben darüber geschrieben, einige haben sich verkauft, andere haben die Vorgehensweise verurteilt.
Egal wie – der Shop, der damals diese Idee hatte, wurde zumindest kurzfristig bekannt.

Nehmen wir mal an, man plane etwas ähnliches. Man schreibe 620 Blogger an. Damit es nicht nach Spam aussieht, mache man das ganz klassisch per Postkarte. Postkarten bleiben auch in keinem Spamfilter hängen. Man verspreche jedem Blogger ein T-Shirt, wenn dieser über diese Aktion etwas in seinem Blog schreibt.

Nun kann es drei Reaktionen geben:
Gruppe 1) Angeschriebene Blogger berichten über die Aktion um ein T-Shirt zu ergattern. Das kostet zwar Geld für das T-Shirt und für den Versand aber bringt positive Publicity. Man wird bekannter bei Google, Technorati und Co.
Gruppe 2) Angeschriebene Blogger berichten über die Aktion und verurteilen sie. Das bringt zwar negative Publicity, aber es bringt dank fleißiger Verlinkungen wiederum bessere Plätze bei Google, Technorai und Co. Aber man spart sich dafür die Kosten für das T-Shirt und den Versand.
Gruppe 3) Angeschriebene Blogger reagieren nicht. Das ist dumm. Man hat sich nicht nur die Mühe gemacht, die Adressen mühsam aus den Impressen, die teilweise nur in Form einer Grafik vorliegen, abzuschreiben. Man hat auch Kosten gehabt für die Postkarten.

Für die Gruppe 2, die Blogs, die das Vorgehen verurteilen, bereite man schon mal einen Text vor, in dem man Überraschung über solch eine Reaktion bei den Bloggern heuchelt. In diesem Text kann man dann noch herrlich auf all die Blogs verlinken, die positiv oder negativ über die Kampagne berichtet haben. Egal – hauptsache die eigene Seite erhält Reichweite durch diese Aktion.
Natürlich versichert man, dass das alles nur eine reine Spaßaktion war.
Ach ja, noch schnell versichern, dass man nie jemanden verärgern wollte. Natürlich nicht. Schließlich wollte man doch nur was verschenken.
Dann noch die obligatorische Entschuldigungsklausel – kommt immer gut.

Schnell noch eine Liste der Gruppe 1 (natürlich in Form von Links) darunter gesetzt – fertig.

Selten war Marketing so billig und schnell wie in dieser Form.

Die Linknutten
Einmal von der unerlaubten Datensammlung und der unerwünschten Zusendung von Werbung abgesehen, wäre das ein kleveres Vorgehen. Es finden sich nämlich immer genug Dumme, die bei der Aktion mitmachen und noch Dümmere, die solche Aktionen in Form von Blogbeiträgen gespickt mit Firmenname und Links auf die Firmenseite kritisieren.
Dumm sind beide Gruppen. Beide Gruppen räumen solch werbenden Unternehmen recht kostengünstigen oder gar kostenlosen Platz für Werbung in ihren Blogs ein. Und im Unterschied zu geschalteter Werbung machen sie das sogar recht dauerhaft. Denn es gibt kein größeres Tabu für ein Blog, als einen Beitrag später zu löschen.
Man macht sich als Blog dadurch zur Linknutte. Billig, willig, immer bereit für neue Artikel, wenn mal wieder ein Werbefreier an die Türe klopft.
Der einzige Unterschied zwischen den Gruppen 1 und 2 ist, dass die einen ihre Bloggerbeine für ein lommeliges T-Shirt oder einen dusseligen Aufkleber breit machen, während die anderen mit erhobenem moralischem Zeigefinger die Werbefreier kostenlos zum Schuss kommen lassen.

Dann doch lieber offen und ehrlich via Google, Adical und Co Werbung schalten. Das bringt zumindest Bares und die geschaltete Werbung ist zeitlich begrenzt.

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7 Antworten zu Marketingkampagnen und Linknutten

  1. Na keine Postkarte bekommen 😉

    Mal im Ernst, virales Marketing ist eine der Werbeformen der Zukunft, ob dabei T.Shirts verschenkt werden oder aber an Werbeplakaten MP3s (kommt hier in Wien öfters vor) sei mal dahin gestellt.

    Schon vor Jahren war zu lesen das große Sporthersteller an ihren Plakaten Sportgegenstände verteilen, und jeder der es genommen hat hat damit Werbung für die Firma gemacht.

    Warum soll die Aktion gerade so verwerflich sein wenn sie Blogger betrifft, in der freien Wirtschaft ist das doch nicht anders. Warum glaubst du das du von einem Vertreter einen Kugelschreiber geschenkt bekommst, oder einen Notizblock, oder sonstwas. Weil er so ein netter Mensch ist? Nein, weil er will das du wieder was kaufst, weil er damit dich zu seinem Werbeträger macht, weil er dich benutzt als Werbefläche wenn es ein T-Shirt ist oder ne schöne Tasche oder sonstwas, weil du dann genauso seien Nutte bist.

    Und jetzt erzähl mir nicht du wirfst alle Kugelschreiber weg auf denen ein Firmenname steht und die du Geschenkt bekommst.

    Solche Werbung hat jetzt das Internet erreicht, das war früher oder Später zu erwarten. Und ich sehe ehrlich gesagt keinen großen Unterschied ob mir Greenpeace einen DVD zur Ansicht schickt mit der Bitte um ein Abo oder ob mir jemand eine Postkarte schickt mit dem Versprechen auf ein T-Shirt.

  2. Pingback: Christian in Wien

  3. C.J. sagt:

    Ich sehe da einen großen Unterschied zwischen einer Plakatwerbung oder irgendwelchen Kugelschreiberaktionen auf einer Einkaufsmeile und Aktionen, in deren Rahmen Blogger angeschrieben werden und diese sich für nen Furz dauerhaft zu Werbetafeln abstempeln lassen.

    Wenn einer Dir ein T-Shirt auf der Straße anbietet, und im Gegenzug musst Du Dir das Logo eines Shops auf die Stirn oder Hintern dauerhaft tätowieren lassen, würdest du das doch auch nicht mitmachen.
    Blogs die bei so was teilnehmen verkaufen sich mehr als billig. Sie werden instrumentalisiert und merken es anscheinend noch nicht einmal.
    Solche Beiträge sind jahrelang online. Tag und Nacht. Und wofür?

    Ich halte diese Aktionen übrigens nicht für verwerflich – ich halte sie für sehr klever.
    Es sind die Blogger die nur relativ einfältig auf alles anspringen was angeblich nichts kostet. Aber solche Leute muss es immer geben. Früher waren es bunte Perlen, dann Feuerwasser und nun sind es eben T-Shirts.

    Und was ist mit Euren Daten?
    Ihr schimpft doch laut über Datenspeicherung und findet es auf der anderen Seite nicht schlimm, wenn eure Daten aus euren Impressen gesammelt, gespeichert und für solche Aktionen missbraucht werden.
    Wer weiß, was nach solchen Aktionen mit den Daten passiert. Mal daran gedacht?

  4. Der Vergleich mit dem T-Shirt hinkt aber gewaltig, um nicht zu sagen er lahmt schon. Wenn mir einer auf der Straße ein T-Shirt schenkt und ich soll es tragen dafür, warum nicht wenn es mir passt was drauf steht. Du Machst doch genauso Werbung für E-Plus mit deinem Link, oder für WordPress, oder für Blogcounter.

    Also, wo ist der Unterschied z.B. zwischen einem Link für einen kostenlosen Counter und einem Link für ein kostenloses T-Shirt oder kostenlose Aufkleber? Ich sehe keinen, in beiden Fällen werden Firmen gesponsert und Werbung für sie gemacht, und in beiden Fällen hat der Blogbetreiber was davon. Du nen kostenlosen Counter und ich ein kostenloses Shirt.

    Und genauso dauerhaft wie ich mich für ein T-Shirt zur Werbetafel und Blognutte machen lasse, genau so dauerhaft lässt du dich durch nen Link ebenfalls zur Werbetafel und Blognutte machen, nämlich genauso lange bis der Link gelöscht wird. Und du schimpfst mich eine Blognutte? Schau mal in den Spiegel, und sag ihm du bist nicht käuflich, und dann geh in dein Blog und schau nach wieviele Links du hast in denen du direkt oder indirekt Werbung für etwas machst und daraus deine Vorteile ziehst.

    Du bist genau so käuflich wie jeder andere, nur auf anderem Weg.

  5. C.J. sagt:

    Du verwechselst hier was. Beiträge mit Links gegen Ware oder gegen Kohle. So lautet das Geschäft bei solchen Marketingkampagnen.

    Ich wüßte nicht, welcher Link den wir je gesetzt haben, uns eines davon eingebracht haben soll. Wenn Du das belegen kannst, dann mach das bitte. Wenn nicht, dann ziehe nicht solche Vergleiche.

    Und es heißt „Linknutte“ und nicht „Blognutte“.

  6. Geh mal ganz nach unten in deinem Blog, da ist ein Link zum Blogcounter, der liefert dir Daten und Statistiken, damit erfasst du die Daten deiner Leser, woher sie kommen, welcher Browser usw. Das ist eine Dienstleistung von dieser Firma, und eine Dienstleistung ist eine Art Ware. Du gibst ihnen dafür einen Link.

    Du gibst also einen Link her und erhälst dafür etwas.

  7. Nun erst wäre ich fast schon zur 2. Gruppe gestossen. Doch nach einer durchschlafenen Nacht und wegen des schönen Wetters habe ich mich für die 3. Gruppe entschieden.

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