„trau keiner Statistik, die du nicht selbst gefälscht hast“

Und wieder erschien eine neue Studie zu den Auswirkungen des Filesharings auf die Umsätze der Filmindustrie. Ein Team aus Forschern der Uni Hamburg und der Bauhaus-Universität Weimar kamen in ihrer Studie „Consumer File Sharing of Motion Pictures“ zu dem Ergebnis, dass der Filmindustrie alleine für das Jahr 2005 durch illegale Filmkopien ein wirtschaftlicher Schaden in Höhe von ca. 200 Millionen Euro entstanden sei.
Die letzten Monaten und Jahren wurden wir mit solchen Studien überhäuft. Interessant finde ich dabei besonders die vielen Möglichkeiten, ein und das selbe Thema aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten und dann immer zum „richtigen“ Ergebnis kommt ;-).

Ich persönlich denke ja, dass das Thema Raubkopien und die Ursachen und Auswirkungen dazu wesentlich vielschichtiger sind als es eine Studie überhaupt erfassen könnte. Außerdem betrachten diese Studien immer nur einen Ausschnitt, jedoch nicht das Problem in seiner vollen Bandbreite.
Ich glaube auch nicht, dass wenn all die bösen Raubkopierer da draußen plötzlich keine Chance mehr zum Raubkopieren hätten, plötzlich die Umsätze der Film- und Musikindustrie in die Höhe schnellen würden.

Hm, wenn ich mal mein eigenes Konsum- und Kaufverhalten betrachte, wie sieht es denn da aus ?
Ich besitze einen Festplattenreceiver, dessen Festplatte notorisch voll ist mit interessanten Aufnahmen aus dem Fernsehen. Von Zeit zu Zeit archiviere ich dann die eine oder andere Aufnahme auf dem PC. Einerseits, um sie dann irgendwann mal anzuschauen wenn ich Zeit dazu habe und andererseits, um wieder Platz auf der Platte für neue Aufnahmen zu schaffen.
DVD selbst kaufe ich recht selten, da ich gar nicht die Zeit dazu habe, diese wirklich zu schauen. Denn ich brauche wohl nicht zu erwähnen, dass mein Filmarchiv von Fernsehaufnahmen, die ich irgendwann mal schauen möchte, immer weiter zu- anstatt ab nimmt. Ok, ein paar wenige Ausnahmen wie z.B. komplette Seasons einiger weniger Serien kaufe ich schon, aber „normale“ Filme – vergiss es.
Natürlich gibt es ab und an auch einen Film auf DVD, den ich gerne sehen möchte oder den vielleicht meine Kinder gerne sehen möchten. Aber ich renne jetzt nicht gleich in den Laden und kaufe die DVD direkt nach Erscheinen. Nein, ich warte dann immer ne Weile bis der Preis der DVD dann auf ein erträgliches Maß fällt. Ich nehme den Film dann quasi im Supermarkt nebenbei mal mit.
Bei Musik sieht es ähnlich aus. Abgesehen davon, dass nur wenig Neues rauskommt, das meinen persönlichen Musikgeschmack trifft, warte ich auch hier, bis die CD unter 10 Euro fällt oder ich das ersehnte Stück bei eBay für deutlich weniger als 10 Euro inkl. Versandgebühren erhasche.
Von Kaufmusik über Onlineportale halte ich mich generell fern. Diese Sache ist mir aufgrund der Problematik mit DRM und Wasserzeichen einfach zu heiß. Mal davon abgesehen kaufe ich für mein Geld normalerweise auch lieber einen Gegenstand, den ich in den Händen halten kann und worüber ICH entscheide, wann und wo ich diesen verwenden möchte.
Von der Nutzung von Filesharing zum Saugen von Raubkopien halte ich generell nichts. Das ganze Gedöns ist viel zu aufwendig und zeitraubend. Mal abgesehen von der Gefahr, in den Fokus einer Verwertungsgesellschaft zu kommen, auch wenn man vielleicht gar nichts Illegales „geshared“ hatte.
Und sind wir doch mal ehrlich. Wenn ich eine DVD oder CD nach einer Weile für 5-10 Euro im Laden kaufen kann, rechnet sich der ganze Aufwand für das Filesharing da wirklich noch ? Denkt mal drüber nach, da fallen Kosten für Strom, Rohlinge, Drucken, Hüllen etc. an, abgesehen vom Zeitaufwand der nicht zu unterschätzen ist. Und wer ein Lied unbedingt haben möchte, der kann bereits auf so viele legale Alternativen zurückgreifen, um ein Exemplar des Songs zu erhalten. Und wenn er den Song aus dem Radio aufnimmt oder aufnehmen lässt.

Sicherlich hilft mir auch mein fortschreitendes Alter und die hoffentlich damit einsetzende Weisheit dabei, nicht mehr dem Jäger- und Sammlerinstinkt aus unserem tiefsten Inneren zu verfallen ;-). Bei mir persönlich hat einfach die Erkenntnis eingesetzt, dass man nicht alles haben muss und wenn doch, dass man für sich überlegen sollte, wie viel man bereit ist dafür auszugeben. Wie sagt man so schön, nicht die Quantität, sondern die Qualität ist ausschlaggebend.

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Eine Antwort zu „trau keiner Statistik, die du nicht selbst gefälscht hast“

  1. Hanneken sagt:

    Unter anderem ist das Problem ja, dass Menschen Jäger und Sammler sind und jeden Müll erst mal mitnehmen, weil er ja nix kostet. Beim Kaufen wär man da wesentlich vorsichtiger. Es stellt sich hier und da auch die Frage, wie viele Filme später auf der Festplatte verschimmeln.
    Auf der anderen Seite sind jüngere Leute (als wir) eher bereit, auf Dinge zu verzichten und sich mit Rechten zufrieden zu geben.

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